Schwappt der Krieg auf die Türkei über?

08.10.2014 Vatan
Übersetzt von: Gülçin Wilhelm /
Orjinal Metin (tr-26.09.2014)

Eine Reihe von europäischen Ländern hatten für ihre Staatsbürger, die sich in der Türkei aufhalten sowie jene, die in das Land einreisen, angesichts der militärischen Operationen im Irak wie auch in Syrien Sicherheitswarnungen herausgegeben. Laut Reuters warnte die US-Botschaft in Ankara jüngst die US-Staatsangehörigen in der Türkei vor eventuellem Terror und Vergeltung des ISIS für Luftangriffe. 
Solche Meldungen in den Medien stoßen meist auf Unverständnis – es lauert immer der Gedanke dahinter, dass die westlichen Länder mitunter zu Übertreibungen neigen. Zumindest dieses Mal sollte man jedoch meiner Ansicht nach Sicherheitshinweise dieser Art beherzigen. Denn der Krieg in der Region, der einen völlig anderen Charakter angenommen hat, nachdem der ISIS die Initiative an sich riss,  könnte jederzeit auf die Türkei überschwappen. 

Mit oder ohne Koalition
Denn der ISIS wird für die Bombardements der „Koalition der Willigen“ unter Führung der USA selbstredend nach Vergeltung streben. Bis vor kurzem dachte man allerdings, dass die Türkei dank ihrer eindeutigen Erklärung, nicht in die Koalition einzutreten, von Terrorangriffen des ISIS verschont bleiben würde. Solch eine Garantie war aber in Wirklichkeit zu keiner Zeit vorhanden. Al Qaida verübte beispielsweise vier Selbstmordattentate auf türkischem Boden nur ein Jahr, nachdem die Türkei per Parlamentsbeschluss vom 1. März 2003 jegliche Teilnehme an dem Eingriff der USA im Irak verweigerte – ein Umstand, der ihr im Übrigen unter den Friedensaktivisten weltweit viel Beifall beschert hatte. Dem Beschluss lag damals der Protest gegen die Eroberung Iraks zugrunde. Mann kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Türkei angesichts der jüngsten Verlautbarungen des Staatspräsidenten Erdogan, die der Koalition grünes Licht gaben, der Gefahr gewalttätiger Angriffe des ISIS nun mehr denn je ausgesetzt ist. Es ist leicht auszumalen, was dann geschieht, sollten den Worten Taten folgen und sollte die Türkei „in vorderster Front an dem Feldzug“ teilnehmen, wie John Kerry sich kürzlich ausdrückte.

ISIS' Manöverkraft
Ist der ISIS imstande, wirksame Terroraktivitäten durchzuführen? Die Antwort auf diese Frage ist ein eindeutiges „Ja“. Es ist stark anzunehmen, dass der ISIS bereits über ein landesweites Netzwerk verfügt, das ihm neue Kämpfer sowie finanzielle und logistische Unterstützung gewährleistet. Es liegt auf der Hand, dass dieses Netzwerk nach dem Fall von Mossul bzw. der Verkündung des Khalifats durch den Anschluss einiger radikale Islamisten an den ISIS noch verstärkt wurde. Diese waren bis dato unterschiedlich organisiert - ein wesentlicher Teil ehemaliger Al-Qaida-Aktivisten gehört dazu.
Eins muss man jedoch besonders hervorheben: Sollte der ISIS seine Vergeltungsanschläge auf  türkischen Boden tragen, so würde er sich die Finger verbrennen. Denn die Türkei ist für ihn aus logistischer Sicht lebenswichtig. Da die AKP an der Regierung ist, dürfte er auch nicht mit Rückhalt in der Gesellschaft rechnen. Im Gegenteil: so würde er das Wohlwollen, das ihm gegenwärtig vereinzelt entgegenschlägt, aufs Spiel setzen. Es wäre zudem nicht verwunderlich, wenn die türkischstämmigen Freiwilligen unter den Milizen sich gegen Anschläge wehren, die die AKP-Regierung schwächen könnten.

Der PKK-ISIS-Konflikt
Da der ISIS sich im Allgemeinen auf sunnitische Araber gestützt hatte, galt er anfänglich als eine Bewegung, die eine ausgeprägte konfessionelle Komponente hatte. Er attackiert in letzter Zeit jedoch hauptsächlich die Kurden. Das jüngste Beispiel für Angriffe solcher Art ist die tagelange Belagerung der Stadt Kobani. Der ISIS verfügt über zahlreiche türkischstämmige Anhänger und die Kurden bilden einen wesentlichen Anteil davon. Die Beerdigungen, die an den Heimatorten stattfinden, zeugen davon, dass es innerhalb der YPG (kurdische Volksverteidigungseinheiten) wiederum sehr viele kurdische Jugendliche aus der Türkei gibt, die gegen diese die Stadt Kobani verteidigen. Der Krieg in Kobani, der sich Tag für Tag verschärft und möglicherweise in weitere Gebiete Kurdistans schwappen wird, könnte sich auf die Türkei ausweiten.
Bereits jetzt ist davon die Rede, dass die PKK-Anhänger in den Vororten von Metropolen wie Istanbul und Adana sich gegen jene mobil machen, von denen sie vermuten, dass sie mit ISIS-Milizen in Verbindung stehen. Man muss bedenken, dass sich die gegenwärtig vorhandene Spannung zwischen ISIS- und PKK-Anhängern - parallel zur Verschärfung des Krieges in Kobani – in den Metropolen bzw. kurdischen Provinzen in einen allumfassenden Krieg, ähnlich wie der zwischen PKK und Hisbollah Anfang der 90er Jahre, verwandeln kann.




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