Warten auf IS(IS)

10.02.2015 Habertürk
Übersetzt von: Gülçin Wilhelm /
Orjinal Metin (tr-05.02.2015)

Nachdem der IS(IS) die japanischen Geiseln Haruna Yakawa und Kenji Gato nacheinander exekutiert hatte, verbrannte er den jordanischen Piloten Muaz Kasasbe bei lebendigem Leib. Diesen Grausamkeiten zum Trotz, die in unmittelbarem Umkreis passieren und uns direkt angehen, herrscht in der Türkei eine gefährliche Gleichgültigkeit und Insensibilität.
Die Lage ist jedoch nicht nur für den Irak und Syrien, sondern auch für die Türkei prekär. Sollte er nicht in absehbarer Zeit von der Bildfläche verschwinden – und allem Anschein nach wird es nicht der Fall sein – wird IS(IS) früher oder später dazu übergehen, in der Türkei Anschläge zu verüben. Die Organisation hätte eine Reihe von Veranlassungen dazu:
1) Der IS(IS) könnte gegen die PKK bzw. deren Unterstützer Vergeltungsaktionen ausführen. Denn er musste oftmals durch die PKK, die ihn im Irak und Syrien bekämpft, eine Niederlage erleiden - zuletzt in Kobane.
2) Er könnte von der nach dem Charlie-Hebdo-Anschlag entstandenen Atmosphäre profitieren, um die eigene Basis zu erweitern.
3) Sollte die Türkei die Zusammenarbeit mit der internationalen Koalition ernsthaft umsetzen, so könnte der IS(IS) mit ihm eigenen Methoden darauf reagieren.
Zumal aus einem Interview mit Selahattin Demirtas, dem Co-Vorsitzenden der HDP (Demokratische Partei der Völker), das Serpil Cevikcan für die Zeitung „Milliyet“ geführt hat, hervorgeht, dass auch im HDP-Umfeld zu den ersten beiden Punkten durchaus Befürchtungen bestehen. 
Insbesondere die Anmerkung von Demirtas, wonach bei einer IS(IS)-Provokation Ruhe bewahrt und der Betroffene – egal, um wen es sich handelt – von allen verteidigt werden muss, muss mit Nachdruck unterstrichen werden. Das ist für ihn der Königsweg, um möglichen Provokationen entgegenzuwirken. Denn solche Organisationen wie der IS(IS) wissen ganz genau, dass sie beispielsweise mit Rückhalt, oder zumindest mit Gleichgültigkeit von Seiten der Strenggläubigen, der türkischen Nationalisten und der Opposition rechnen können, wenn sie Laizisten, kurdische Politiker bzw. den Staat angreifen. Die Pläne von IS(IS) oder ähnlichen Organisation können nur durchkreuzt werden, wenn - unabhängig davon, wer vom Angriff betroffen ist - alle gemeinsam handeln.

Falls der IS(IS) sich auflösen sollte
Es wäre vollkommen naiv anzunehmen, dass der IS(IS), der seinen Kampf  auf andere Gebiete, und insbesondere auf Nachbarländer des Irak und von Syrien ausweitet, irgendwann nicht auch auf die Türkei zielt. Dass die Türkei in den Aktionsradius des IS(IS) eingeschlossen wird, ist nur eine Frage  des Timings. Und den Zeitpunkt dafür werden diejenigen festlegen, die den IS(IS) führen.
Sollte sich der IS(IS) auflösen, wird die Türkei andererseits zum Tummelplatz für Anschläge der Überbleibsel-Gruppen. Es wird immer wieder gemeldet, dass sehr viele Kämpfer aus der Türkei oder Türken aus Europa sich dem IS(IS) anschließen. Nach offiziellen Angaben handelt es sich dabei um ein paar Hundert Leute, aber ich vermute, dass die Zahl sehr viel höher liegt. Wie viele von jenen, die im Irak wie auch in Syrien „ihr Handwerk“ gelernt und die Brutalität verinnerlicht haben, wieder ins „normale Leben“ zurückfinden, oder aber da wieder ansetzen, da wo sie aufgehört haben, ist eine ernsthafte Frage und ein Problem zugleich. Eins müssen wir stets beachten: Auch wenn solche Organisationen wie der IS(IS) oder Al-Qaida militärisch besiegt werden – was ich gegenwärtig nicht für einfach halte – setzen sie ihre ideologisch-politische Existenz unter anderen Namen und durch andere Aktionen fort und die neuen sind meistens brutaler als die vergangenen.

Bilder der Grausamkeit
Ich möchte hier noch einmal auf jene hinweisen, die einen begrenzten Kampf gegen den IS(IS) führen, indem sie die Bilder der Grausamkeit verbreiten. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich rate davon ab. Solche Bilder zu verbreiten nützt ausschließlich dem IS(IS). Die meisten Bilder werden ohnehin vom IS(IS) selbst produziert und zirkuliert. Wenn sie denken würden, dass sie ihnen schadeten, würden sie sie nicht in Umlauf bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob es Menschen gibt, die beim Anblick eines Soldaten, der enthauptet wird, eines Piloten, der bei lebendigem Leib verbrannt wird, oder die wegen der gezeigten Massenhinrichtungen in den Krieg gegen den IS(IS) ziehen wollen. Umgekehrt gibt es jedoch unzählige Menschen aus der ganzen Welt, die der Anziehung dieser Bilder erliegen und sich dem.




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