Die Wut der Straße

14.10.2014 Freitag.de
Übersetzt von: Gülçin Wilhelm /
Orjinal Metin (tr-08.10.2014)

Es ist das erste Mal, dass sich vorrückende IS-Verbände einem solchen Widerstand ausgesetzt sehen, wie das in Kobane der Fall ist. Die Islamisten müssen Menschen und Material in einem Ausmaß einsetzen, dass sie riskieren, Orte in Syrien wieder zu verlieren, die schon unter ihre Kontrolle gebracht wurden. Seit Beginn der Gefechte in Kobane, doch ebenso angesichts der Vorgänge in der Türkei, erscheint eine solche Entwicklung alles andere als verwunderlich.
Es besteht kein Zweifel, dass die IS-Führung über eine wirksame strategische Klugheit verfügt. Sie hat sehr wohl begriffen, dass – ungeachtet aller Verständigungsversuche der letzten Jahre – in der Türkei Erbitterung und Hass gegen die PKK nicht überwunden sind. Sie weiß ebenso, dass daraus jederzeit erneut militante „Kurdenfeindlichkeit“ werden kann. Und sie geht davon aus, der Angriff auf Kobane – wie auch der Umstand, dass die Regierung in Ankara den kurdischen Verteidigern weder direkte noch indirekte Hilfe angeboten hat – schüren Unruhen in der Türkei. Dort wächst die Zahl der IS-Anhänger weiter. Auch damit kalkuliert der IS.

Grenze zum Bürgerkrieg
Seit sich abzeichnet, dass der verzweifelte Widerstand in Kobane, den man als „Krieg der Gewehre gegen Panzer“ beschreiben kann, letzten Endes den IS nicht wirklich aufhält, haben die Kurden ihre Aktivitäten europaweit – besonders aber in der Türkei – intensiviert. Die Straßenkämpfe, die sich die Kurdische Politische Bewegung (KSH) mit Sicherheitskräften liefert, nähern sich schlagartig der Grenze zum Bürgerkrieg. Sie erfassen nicht mehr nur kurdische Provinzen, sondern die Metropolen des Landes. Da­ raus folgt, dass die Annäherung, die es jüngst mit der Bewerbung des kurdischen Politikers Selahattin Demirtaş um das Amt des Staatspräsidenten zwischen seiner Halkların Demokratik Partisi (HDP), der KSH und anderen politischen Gruppen gab, nur von kurzer Dauer war. Die Kurden auf den Straßen und Plätzen der Türkei fühlen sich größtenteils im Stich gelassen. Es fällt auf, dass sie in einigen Städten einem islamistischen Aufgebot gegenüberstehen, das mutmaßlich Verbindungen zum IS habt. Auch sind „zivile“ Sicherheitskräfte, die neben der Polizei die Demonstranten angreifen, stärker im Einsatz als vor zwei Jahren bei den Istanbuler Gezi-Protesten.  
Aber all das erfasst nur einen Teil des Schadens, der vom IS der Türkei zugefügt wird. Wie kam es dazu? Offenbar hat die Schlagkraft des IS gegenüber den kurdischen Milizen in Syrien, die der PKK nahestehen, dazu geführt, dass die von großen Teilen der türkischen Zivilgesellschaft vertretene Auffassung – die „kurdische Frage“ dürfe auf keinen Fall mit Waffen gelöst werden – wieder zur Disposition gestellt ist. Immer mehr Türken verfolgen das Vorgehen des IS gegen die Kurden in Kobane mit erkennbarer Begeisterung. Ihr Fazit: „Was der IS schafft, das schafft die große türkische Republik erst recht.“ Daran hat Präsident Tayyip Erdoğan seinen Anteil, wenn er bei jeder sich bietenden Gelegenheit IS und PKK gleichsetzt und erklärt, „falls Kobane fällt“, dann würden auch „die anderen autonomen Kantone der Kurden in Syrien bald dran“ sein. Da freilich könnte der Staatenlenker irren. Von einem triumphalen Vormarsch des IS gegen Kobane kann trotz allem nicht die Rede sein. Man sollte sich erinnern, dass die türkische Armee 30 Jahre lang die PKK schwer bedrängt und zum Verlassen ihrer Stellungen wie Camps im Nordirak gezwungen hat. Ein überwältigender Sieg kam jedoch nie zustande. Das heißt, man sollte sich in der türkischen Regierung durch die Schlacht um Kobane nicht dazu verleiten lassen, den IS als Subunternehmer im Kampf gegen die PKK zu nutzen und die Fundamentalisten – offen oder verdeckt – weiter zu unterstützen. Sollte das die Absicht sein, wird die Türkei noch manche Katastrophe über sich ergehen lassen müssen.




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